Spatenstich
Wiesbadener Kurier, 04.11.2024 – von Hendrik Jung
Spatenstich für neue EVIM-Kita
In Biebrich entstehen 50 Kita-Plätze / Neubau neben denkmalgeschütztem Altbau in der Rheingaustraße
BIEBRICH. „Was gibt es Schöneres, als an einem trüben Tag in
schwierigen Zeiten ein Zeichen der Hoffnung für die Zukunft zu setzen?“, freut sich Jörg Wiegand. Der kaufmännische Vorstand beim Evangelischen Verein für Innere Mission in Nassau (EVIM) begrüßt die Gäste zum Spatenstich für eine neue Kindertagesstätte in der Biebricher Rheingaustraße. Geplant ist,
dass hier in einem denkmalgeschützten Altbau und einem damit verbundenen Neubau eine Krippen- und zwei Elementargruppen entstehen, die Anfang 2026 ihre Arbeit aufnehmen sollen. Damit würden in unmittelbarer Nachbarschaft zu dem ebenfalls von Evim betriebenen
Tageszentrum für Menschen mit Demenz zehn Krippenplätze für
Kinder unter drei Jahren sowie 40 Elementarplätze für Kinder
ab drei Jahren entstehen.
Versorgungslücke bei Krippenplätzen
„Das schließt eine Versorgungslücke in Biebrich“, betont
Sozialdezernentin Patricia Becher (SPD). Zwar liege die gerechnete Erfüllungsquote im Elementarbereich in Biebrich bei knapp über 90 Prozent.
Doch gebe es in Wiesbadens größtem Stadtteil ja auch noch neue Wohnbauprojekte, wie etwa das Kärntnerviertel. Im Krippenbereich, in dem die Landeshauptstadt eine Quote von 48 Prozent anstrebt, seien in Biebrich bislang lediglich 30,1 Prozent erreicht. Die geplanten Gesamtkosten in Höhe von mehr als 2,9 Millionen Euro für Umbau, Anbau und Ausstattung
der künftigen Kita werden durch einen investiven Zuschuss aus
dem städtischen Ausbauprogramm Kindertagesstätten finanziert. Das Grundstück bringt Evim als künftiger Betreiber ein.
„Kinder sind unsere Zukunft. Was wir da versäumen, wird uns später teuer zu stehen kommen“, sagte Biebrichs Ortsvorsteher Horst Klee (CDU).
In dem um das Jahr 1895 herum entstandenen Altbau war bereits viele Jahre lang durch den Eltern-Verein „1. APC Kinderhaus“ eine Kindertagesstätte betrieben worden. Seit vier Jahren gibt es nun Überlegungen, die Kapazitäten zu erweitern und auf dem Gelände
einen Neubau zu errichten.
Kurzfristig sei der Altbau noch 15 Monate lang für die Unterbringung von bis zu 15 Personen genutzt worden, die vor dem russischen Angriffskrieg
aus der Ukraine geflüchtet sind.
„Schon für die Zwischennutzung war ein Bauantrag nötig“, berichtet Vanessa Kaufmann von der Wiesbadener Objektplanungs- und Ingenieurgesellschaft BAI. Inzwischen ist die Baubeginnsanzeige erfolgt und
der Bewuchs entfernt worden, wo der Neubau entstehen soll.
Die drei benötigten Stellplätze können auf dem Nachbargrundstück nachgewiesen werden, wo gleichzeitig vier Ladesäulen entstehen sollen. So
könne das verbleibende Areal als Außenspielfläche genutzt werden. Auf dem geräumten Gelände soll nun noch mal eine Kampfmittelsondierung erfolgen.
Wenn alles gut läuft, ist für diesen Monat der Beginn der Tiefbauarbeiten geplant. Sollte die Witterung mitspielen, könnte bis Jahresende das
Untergeschoss samt Decke stehen, in dem künftig der Bewegungsraum für die Kinder unterkommen soll. „Durch die Fenster wird er auch im Untergeschoss beleuchtet sein“, kündigt Architektin Susanne Klaeke an. In Erd- und Obergeschoss sind im Neubau bodentiefe Fenster mit Glasbrüstung geplant. Das Dach soll begrünt und mit einer Photovoltaikanlage versehen werden. Nicht nur der Neubau soll eine Kombination aus Fußbodenheizung und Wärmepumpe erhalten. Bis auf
das Obergeschoss soll auch der Altbau so beheizt werden. Im
Erdgeschoss wird dieser barrierefrei sein inklusive einer barrierefreien Toilette. In die Bausubstanz wird auch dahingehend eingegriffen, dass künftig aus jedem Gruppenraum heraus ein direkter Fluchtweg in
den Garten existieren soll.
„Die Abstimmung mit dem Denkmalschutz war eine große
Herausforderung“, berichtet Kaufmann. Ein Anliegen sei etwa gewesen, den verbindenden Teil zwischen den beiden Baukörpern räumlich von der Albert-Schweitzer-Allee zu entfernen, damit die beiden Bauten als zwei Gebäude wahrgenommen werden können. Auch ein historischer Zaun soll erhalten bleiben. Der Eingang in den Gebäudekomplex wird künftig über den Verbindungsteil erfolgen. Der Hauptzutritt auf das Gelände soll weiterhin von der Rheingaustraße aus erfolgen. Was das pädagogische Konzept der künftigen Kindertagesstätte angeht, ist bereits klar, dass es sich um eine Montessori-Einrichtung handeln soll. Eine Option wäre, Begegnungen zwischen den Kindern und den Nutzern des benachbarten Tageszentrums für Demenz zu ermöglichen. „Natürlich nur als begleitete Begegnung“, betont Birgit Fetz-Kappus, die bei der Evim Bildung gGmbH für Aufbau und Planung neuer Kindertagesstätten zuständig ist.